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Deutsche Begriffe in anderen Sprachen

Der Gebrauch von Anglizismen ist in der deutschen Sprache gängig. So erscheint es heutzutage kaum mehr „out of the box“, bei übermäßigem Gebrauch sogar etwas „awkward“, englische Begriffe einzudeutschen. Dass es sich bei dieser Entwicklung allerdings keineswegs um eine „One way street“ handelt, zeigen unzählige deutsche Begriffe, welche in den alltäglichen Gebrauch anderer Sprachen aufgenommen wurden. Deutsche Wörter, die als Lehnwörter oder Fremdwörter in eine andere Sprache – ob mit gleicher oder abgewandelter Bedeutung – übernommen wurden, nennt man Germanismen. Diese finden sich keineswegs nur in europäischen Sprachen, sondern sind selbst im Chinesischen anzutreffen.

 

Gullydeckel in Qingdao

Während das normalerweise in China gebräuchliche Wort für „Gullydeckel“ „yushuiko“ lautet, wird in der knapp vier Millionen Einwohner beheimatenden Stadt Qingdao im Osten Chinas dieser als „guli“ bezeichnet. Da die Chinesen Gullys mit der im deutschen Pachtgebiet Jiaozhou entstandenen Kanalisation kennenlernten, wird dieser Begriff in der Region noch heute verwendet. Insgesamt werden in Qingdao noch ca. 40 deutsche Lehnwörter gebraucht, beispielsweise „daman“ für „Damen“ oder „Aspirin“.

 

Schadenfreude im Kindergarten

Der vielleicht berühmteste Germanismus ist das im Englischen verwendete „Kindergarten“. Als im Jahre 1856 im amerikanischen Watertown der erste Kindergarten der USA eingeführt wurde, war dieser für die Kinder deutscher Einwanderer gedacht – daher wurde in diesem auch zumeist nur Deutsch gesprochen.

In der heutigen Zeit sind sich viele Amerikaner der Herkunft des Wortes gar nicht bewusst: Während die Kindergärtnerin früher noch als „kindergartner“ bezeichnet wurde, wird diese nun „Kindergarten teacher“ genannt. Unter „Kindergärtner“ versteht man mittlerweile das Kindergartenkind.

Weitere – aus Ermangelung eines eigenen Begriffes – häufig verwendete Germanismen in der englischen Sprache sind Doppelgänger, Katzenjammer, Wunderkind oder Schadenfreude. Letztere findet vorwiegend schriftlich Anwendung, da die Aussprache der „schönsten Freude“ englischen Muttersprachlern oft schwerfällt.

Das deutsche „über“ wird dagegen häufig in Wortzusammensetzungen als Ausdruck einer extremen Steigerungsform verwendet, beispielsweise „uber-clean“.

 

Braatvursti in der Kaffepaussi

Germanismen in der finnischen Sprache sind die Begriffe „braatvursti“ und „Besserwisser“. Das ebenso verwendete „kaffepaussi“, das im Jahre 2006 sogar vom Deutschen Sprachrat zum Gewinner der Ausschreibung „Wörterwanderung“ ernannt wurde, hat seinen Ursprung aller Wahrscheinlichkeit jedoch in der schwedischen Sprache.

 

Waldsterben in Frankreich

Im Französischen wurden einige Begriffe direkt übernommen, beispielsweise „la waldsterben“ oder „le schuss“, was die Schussfahrt beim Skifahren bezeichnet. Auch kennen Franzosen Wörter wie „le schnaps“, „la Weltanschauung“, „les neinsager“, „le heimweh“ und „le fernweh“. Als „le bunker“ wird das Filmfestivalgebäude in Cannes bezeichnet.

Während im deutschen Sprachgebrauch das französische Wort „Chanson“ übernommen wurde, wird im Französischen der Begriff „lied“ für Kunstlieder verwendet.

 

Abwandlungen deutscher Wörter

Germanismen müssen in anderen Sprachen jedoch nicht zwangsläufig die gleiche Bedeutung besitzen wie im Deutschen. Beispielsweise wird im Russischen mit „galstuk“ kein Halstuch bezeichnet, sondern eine Krawatte. Russen, die einen Termin beim „parikmacher“ vereinbaren, möchten sich nicht etwa eine Perücke anfertigen lassen, sondern sich lediglich beim Friseur einen neuen Haarschnitt schneiden leisen.

Die Übernahme von Begriffen anderer Sprachen findet also nicht nur im Deutschen statt. Auch andersherum finden viele deutsche Bezeichnungen Einzug in Sprachen rund um den Globus.