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lokalisation und uebersetzung bei zentimedia

Bloody Hell! Jeder, der sich die Filme der Harry Potter Reihe einmal auf Englisch angeschaut hat, hat diesen Ausruf von Ron Weasly häufig gehört. Seltsam – in der deutschen Version hören wir ihn kein einziges Mal „Blutige Hölle!“ rufen. Liegt hier etwa ein Übersetzungsfehler vor?

 

Übersetzungen werden der Sprache nicht gerecht

Wortwörtliche Übersetzungen können selten den Inhalt abbilden, den die Autoren bzw. Regisseure ihren Sprechern in der Originalvertonung in den Mund gelegt haben. Bei dem Ausruf von Harry Potters rothaarigem Freund wird dies besonders deutlich, da es sich um eine Redewendung handelt. Diese wird von Ron in verschiedenen Situationen eingesetzt, um verschiedene Emotionen zum Ausdruck zu bringen: Angst, Begeisterung, Überraschung, … In der deutschen Version ist der Ausruf dementsprechend immer wieder anders übersetzt: „Voll krass!“, „Alter!“, „Mann Harry!“ „Oh Scheiße!“ 

 

Aber nicht nur solche Redewendungen stellen das Team, das für die Vertonung in einer neuen Sprache zuständig ist, vor Herausforderungen. So sorgen verschiedene gesellschaftliche Einflüsse dafür, dass die Hörer in anderen Ländern die Komplexität eines Sachverhaltes nicht richtig erfassen können. Ein Beispiel, das durch die Präsenz der vielen US-Filme in der deutschen Medienlandschaft vermutlich schon vielen Menschen aufgefallen sein dürfte, sind die Unterschiede im Schulsystem. Die „High-School“ ist keineswegs mit den deutschen „Hochschulen“ gleichzusetzen. Unsere Universitäten würden in den USA zum Teil „University“, zum Teil „College“ genannt – ohne durchgängige Regeln. Mittlerweile wird hier von Übersetzungen allerdings meist abgesehen, da bei den deutschen Zuschauern ein gewisses Grundwissen über die USA vorausgesetzt wird.

 

Die Kunst der Lokalisation liegt darin, keine gedanklichen Widersprüche beim Zuschauer auftreten zu lassen. So dürfen sich etwa die Lippen einer Figur nicht widersprüchlich zu dem Gesprochenen bewegen. Es dürfen trotz veränderter Wortanzahl in den Übersetzungen keine zu langen Pausen zwischen Redebeiträgen in einem Gespräch entstehen, was teilweise zu Füllwörtern führt.

 

Das beste Beispiel: Die Sesamstraße

Das bekannteste Beispiel für Lokalisation haben wir alle schon hinter uns: die Sesamstraße. Das im Jahr 1969 in den USA gestartete Fernsehprojekt, in welchem in einer fiktiven Straße die verschiedenen Bewohner unterschiedliche Situationen durchlebten, wurde schnell in Deutschland übernommen. Zunächst beschränkte man sich auf einfache Übersetzungen der US-Folgen. Die Elternschaft in Deutschland war jedoch in Sorge über den möglicherweise schlechten Einfluss von Oscar (in der Tonne), sodass eine deutsche Produktion einzelne Teile der Serie nachdrehen musste. Später wurde dann die komplette Sesamstraße selbst gedreht, um die Figuren besser auf das deutsche Publikum abstimmen zu können. Im Kern sind sich die Handlungen über lange Zeit sehr ähnlich gewesen, einzelne Beiträge schienen für das deutsche Publikum jedoch nicht angemessen. So entstanden auch die Figuren Samson und Tiffy, die es im US-Original gar nicht gibt. Sie sollen besonders gut auf das heimische Publikum zugeschnitten sein. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Sesamstraße aus Südafrika: Dort gibt es seit 2002 einen HIV-positiven Charakter, welcher der Stigmatisierung von AIDS-Erkrankten entgegenwirken und gleichzeitig über die Erkrankung aufklären soll.

 

Sie haben Fragen zum Thema der Lokalisation und Übersetzung von Filmen? Dann kommen Sie gerne auf uns zu!